Der Charakter und die besondere Stimmung des historischen Ensembles der Böllberger Mühle sind trotz gravierender Schäden auch heute noch gut erfahrbar. Der Entwurf sucht danach aus dieser Kraft heraus neue Strukturen zu generieren. Vorhandener Bestand wird dort wo möglich eingebunden. Durch neue Bezüge der Bauteile werden die Körper des Speichers, der Villa sowie der Nutzgebäude über Proportion, Materialität und Detail im Kontext des Mühlenhofes neu lesbar. Die alten Gewerbebauten werden so zu individuellen Wohngebäuden, die das Ensemble stabilisieren und den Rücken für Mühle und Mühlplatz bilden. Auch im Freiraum werden die vorhandenen Schichten sensibel bearbeitet und gestärkt. Mühlenhof, Garten und Freitreppe sind wesentliche Bestandteile des Ensembles. mehr
Insbesondere die Ruine des alten Speichers ist bis heute wuchtig und präsent geblieben. Der historische Sockel wird erhalten. Oberhalb des Sockels setzt das Passstück des neuen grün-schwarz lasierten Klinker-Volumens präzise auf. Eine robuste Tragstruktur transferiert den industriellen Charakter in die Innenräume. Die Fenster sind aus Holz, weiche Balkonmuscheln aus oberflächenfertigen Fertigteilen ergänzen die Wucht des Speichers. Anstelle der alten Tragstruktur aus Stahl und Holz, bildet ein neues Stahlbeton-Skelett das tragende und strukturierende Rückgrat des Gebäudes. Die ordnende Kraft dieser Struktur bleibt über die Geschosse bis in die einzelne Wohnung spürbar. In den Wohngeschossen sind die Trockenbauwände frei in die Ebenen eingestellt. Decken und Stützen werden lasiert. Der großzügige zentrale Erschließungsraum schafft Kommunikationsflächen für die Bewohner.
Auch die im Stil der Hellenischen Renaissance Berliner Prägung reich dekorierte herrschaftlichen Villa und die weiteren Nutzgebäude am Mühlenhof werden ihrem jeweiligen Charakter entsprechend zu effizienten Wohngebäuden ausgebaut. An historischem Ort zwischen Villa und den Wohngebäuden gelegen verbindet eine großzügige Freitreppenanlage mit angeschlossenem zentralen Fahrradabstellraum das Hofniveau mit dem Gartenniveau. Die Bauteile werden überstellt von einer Pergola welche die historische Kubatur des ehemaligen Mehlverkaufes nachzeichnet und die noch bestehende Fassade einbindet. Dadurch erschließen sich die historischen Raumkanten des Mühlenhofes ohne dass die Villa verstellt wird. Der Mühlenhof bildet den zentralen und alle Aspekte verbindenden Bereich. Die bestehende Granitpflasterung wird erhalten und in Teilen ergänzt, so dass die freie Hoffläche wiederhergestellt wird.
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Ort: Halle (Saale)
Wettbewerb: 2019
Auslober: GWG Gesellschaft für Wohn- und
Gewerbeimmobilien Halle-Neustadt mbH
Projektteam: Florian Hartmann, Andreas Müsseler, Oliver Noak, Lisa Yamaguchi, Stella Birda, Zora Syren, Sang-Hyub Lee, Miro Stoldt, Cong Liu
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BGF: ca. 12.800 M2
Grundstück: ca. 7.900 M2
GFZ: ca. 1,5
Landschaftsarchitekten: grabner huber lipp Landschaftsarchitekten, Freising