Die Gemeinde Neuried, südöstlich von München, wünscht sich neben einem neuen Rathaus, Wohn- und Geschäftshäusern auch eine neue Ortsmitte für ihre Bürger. Unser Entwurf erweitert den bestehenden historischen Angerraum über die Planegger Straße nach Norden. An ihn lagern sich die einzelnen Gebäude in loser Reihung an und suchen Bezug zur vorgefundenen Maßstäblichkeit und Bauweise. Sie fassen den neuen Platz auf selbstverständliche Weise und schirmen ihn zur großen Straßenkreuzung hin ab. In zweiter Reihe und doch mit großer körperhafter Präsenz schiebt sich das neue Rathaus von Westen in den Platzraum. Ein hölzernes Schmuckkästchen, das abends geheimnisvoll leuchtet und tagsüber mit seinem großen, offenen Atrium den öffentlichen Raum im Inneren erweitert.
Der an sich kompakte Baukörper gliedert sich dabei in fünf rechteckige Gebäudevolumen. Sie nehmen unterschiedliche Nutzungsbereiche auf und sind auch im Inneren des Gebäudes in ihrer Körperhaftigkeit deutlich wahrnehmbar. Das größte Teilvolumen bildet dabei der große Sitzungssaal, der sich prominent, zweigeschossig zum Rathausplatz orientiert. Weitere Sondernutzungen wie die Büros des Bürgermeisters und das Trauzimmer belegen einen weiteren Baustein im Südosten mit Blick zurück auf den Angerraum.
Zentraler Raum des Rathauses ist das großzügige Atrium mit Galerien zu allen Geschossen und repräsentativ geschwungener Treppe als Haupterschließung für alle Nutzungsbereiche. Als Ort der Kommunikation und der Gemeinschaft nimmt es sämtliche Warte- und Empfangsbereiche in sich auf. Im Erdgeschoss ist Raum für Ausstellungen.
Gemäß der jeweiligen Anforderung aus den unterschiedlichen Nutzungsbereichen weist die Fassade transparente, transluzente und geschlossene Bereiche auf. Ein durchgängiges vertikales Grundgerüst ist demnach entweder flächig ausgefacht, mit Fenstern versehen, oder – in den Sonderbereichen wie dem großen Sitzungssaal, dem Trauzimmer oder dem Treppenhaus – mit einem Vorhang aus stehenden Holzlamellen ausgefüllt. Die Gebäudefugen werden mit weiß geätzten Industriegläsern verkleidet. Das Fassadenholz wird gebürstet und geflammt ausgeführt. Durch die Karbonisierung wird das Holz äußerst widerstandsfähig und bedarf nahezu keiner Pflege. Die warm silbrige Oberfläche weist einen seidigen Glanz auf und lässt das neue Rathaus in festlichem Kleid erscheinen.