Das Projekt ist wie ein Gewebe in die Lichtung der alten Gleisanlagen an der Peripherie Münchens hineingelegt. Wie Stoff-Bänder oder dicke Fäden durchziehen die Gebäude das Areal und verbinden sich über die Lücken zwischen den Gebäuden hinweg zu einem textilen Muster von fließenden Baukörpern. Diese Bauten schließen zwischen sich linsenförmige Hofräume ein, welche jedem Bau eine eigene Identität und einen besonderen Ort vermitteln, und die Abgeschlossenheit des Baufeldes und die kontemplative Ruhe der Industriebrache als gemeinsames Grundthema spürbar machen.
Durch den fließenden Charakter dieser Figur wird zunächst an den Fluss der Gleise erinnert, welche dieser schönen Lichtung ihre unverwechselbare, weiche enclavenartige Form vermittelt haben. Im städtischen Gewebe des Areals Neuaubing wird damit bewusst eine gewisse Autonomie der Form gesucht, welche mit der Länge der Gebäude nicht die Dimension der nördlichen feinkörnigen Stadterweiterung sucht, sondern eher den Maßstab der zahlreichen Hallenbauten in der Nähe. Innerhalb des Areals gibt es eine kalkulierte Gewichtsverteilung, die der Siedlung eine Bewegung, einen Anfang und ein Ende vermittelt. Durch das Überkreuzen der Bänder entstehen im Inneren der Struktur sehr unterschiedliche Stellen von Tiefe, Ausblick, Erschließung und Orientierung, welche Anknüpfungspunkte zu einer großen Breite in der Entwicklung der Wohnungstypen schaffen.
Während es die leichte Höhenstaffelung der Gebäudebänder erlaubt, für die Wahrnehmung dieser Bänder über die Lücken hinweg eine größere Kontinuität herzustellen, sind die Lücken und die Unterbrechung der Gewebefäden sowie die doppelgeschossigen Durchbrüche Teil einer Blickregie, die aus der Tradition des Landschaftsgartens entliehen ist. Das Straßen- und Wegesystem gleicht der Idee des Landschaftsgartens folgend sanft geschwungenen Spazierwegen, die zum durchschreiten bzw. durchfahren einladen. Die unterschiedlichen linsenförmigen Räume verbinden sich fließend miteinander und werden durch unterschiedliche Blick- und Wegebeziehungen innerhalb der Siedlung vielfältig verwoben.
Der Plan der Siedlung bezieht sich auf eine Tradition organisch oder geometrisch geschwungener Pläne für Wohnquartiere. Wichtigster gemeinsamer Nenner dieser Referenzen ist der weiche, große Radius der Krümmungen.