Wesentlicher Motor unseres Entwurfsprozesses war es, das Gebäude von den vielfältigen Herausforderungen des Grundstückes frei zu spielen. Ihm ein selbstverständliches, aus sich selbst und der Funktion begründetes Eigenrecht einzuräumen.
Entsprechend nimmt unser Entwurf das prägende Element des Grundstücks, die Krümmung entlang der Grundstücksgrenze auf und entwickelt daraus die Fischbauch-Struktur des Gebäudes. Die straßenseitige Krümmung legt schützend die Finger um die sich zum Hof und zum alten Baumbestand hin öffnenden Zimmer. Die geschwungenen Kurven halten die Bezüge der einzelnen Räume justierbar und bilden damit die ebenso einfache wie robuste Grundstruktur des Entwurfes. Sie ermöglicht es, die schützende und gleichzeitig verbindliche Geste im weiteren Prozess gemeinsam weiterzuentwickeln und auf diesem Weg externe wie interne Einflüsse aufnehmen zu können, ohne das Gesamtkonzept zu gefährden.
Durch diese Struktur der schwingenden Bänder entstehen auch im Inneren Räume, die nie abschließend oder hermetisch wirken, sich stets nach außen hin weiten und am Ende einen Ausweg andeuten. Während sich in den Regelgeschossen die bereits beschriebenen Finger der dienenden Funktionen schützend, um die zum Hof hin orientierten Patientenzimmer legen, ist das Erdgeschoss offen angelegt, es ermöglicht und fördert das Verbindende zwischen Café, Seminar, Ausstellung, Ankunft und Abschied. Nach oben über den Dächern weitet sich im Raum der Stille der Blick zurück über die Isarhangkante und die Stadt nach Westen.
Die Zimmer selbst suchen den Dialog mit der Natur. Die Geräusche der Stadt dringen nur noch leise in den Hof. Wie die gesamte Gebäudestruktur öffnen sich auch Zimmer über die Loggia und den Hofraum hinweg zu den Kronen des alten Baumbestandes. Sie ermöglichen es den Blick und die Gedanken schweifen zu lassen und dennoch bei sich zu sein. Die Gebäudehülle trägt in Ihrer Ausprägung diese beiden Wesenszüge in sich. Zur Straße hin dominiert das schützende der Hand durch die Klinkerfassade. Das Prätentiöse, zerbrechliche Innere wird nur in den Öffnungen als dahinter verborgenes, hölzernes Gitter spürbar. Zum Hof hin, im Bereich der Patientenzimmer tritt das hölzerne der Balkone nach außen. Rau und gleichzeitig weich, sich verändernd, alternd, dennoch beständig, begrünt. Im Dialog mit den Bäumen gegenüber. Teil eines natürlichen Kreislaufs.
Insgesamt wünschen wir uns dort wo möglich den Einsatz offener, natürlicher Materialien. Beispielsweise Lehmprodukte, die aus der Erde gewonnen am Ende Ihres Lebens wieder zu Erde werden können. Hölzer, die offenporig geölt natürlich altern und Klinker, die als Recyclingprodukte aus Abbruchhäusern gewonnen wurden und in diesem Gebäude zu neuem Leben erweckt werden.